/ Kongresshaus Biel

Konzert 2009: Werke von Schubert, Grieg und Nystedt

Messe Nr. 6 Es-Dur D950 von Franz Schubert
Ave Maria von Knut Nystedt
Romanser (Lieder) von Edvard Grieg

Edvard Grieg 1843 - 1907
Beat Ryser Firmin *1970 (Orchestration)
Fünf orchestrierte Klavier-Lieder für Solo-Gesang und Orchester

Der norwegische Komponist Edvard Grieg kannte seine Grenzen genau. Das war eine seiner Stärken. In kleinen Formen vermochte er sich auszudrücken. Sowohl im Hinblick auf ihre Qualität wie auch auf ihre Anzahl bilden Griegs Lieder mit Klavierbegleitung einen wesentlichen Bestandteil seines Gesamtwerkes.

Als er das Fazit seines Lebens zog, schrieb er: "Künstler wie Bach und Beethoven haben auf den Höhen Kirchen und Tempel errichtet. Ich wollte ... Wohnstätten für die Menschen bauen, in denen sie sich heimisch und glücklich fühlen ... Ich habe die Volksmusik meines Landes aufgezeichnet. In Stil und Formgebung bin ich ein deutscher Romantiker der Schumann-Schule geblieben. Aber zugleich habe ich den reichen Schatz der Volkslieder meines Landes ausgeschöpft und habe aus dieser bisher noch unerforschten Emanation der nordischen Volksseele eine nationale Kunst zu schaffen versucht."

Bereits Brahms, Mahler, Reger und viele andere Komponisten und Dirigenten orchestrierten Klavier-Lieder, vor allem von Schubert.

Knut Nystedt *1915
Ave Maria für Chor und Sologeige

In der norwegischen Musik der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts vertritt Knut Nystedt die Rolle eines "bewahrenden Fortschrittlers". Sein sechs Jahrzehnte umspannendes Schaffen trug entschieden zur Überwindung der nationalromantischen Tradition bei.

Oft verschweisst Nystedt altkirchliches Melodiengut mit avancierten Klangtechniken (changierende Tonfelder, Cluster), so auch in der Motette Ave Maria, welche 1990 entstand. Ungewöhnlich an ihr ist, dass der bis zu siebenstimmige Chor von einer Sologeige begleitet wird.

Franz Schubert 1797 - 1828
Messe Nr. 6 Es-Dur D 950 für Soli, Chor und Orchester

Franz Schubert gilt vielen Menschen als Inbegriff einer biedermeierlichen, beschaulichen Musikkultur. Seine berühmtesten Werke werden gern als Paradestücke für die Hausmusik des gehobenen Bürgertums angesehen. Doch das tradierte Bild des liebenswerten "Liederfürsten" verdient längst eine kritische Revision. Franz Schubert war eine höchst eigenwillige Persönlichkeit und ein experimentierfreudiger, vielseitiger Künstler, in dessen Musik klassische Formprinzipien und romantische Ideen eine neue, unerhörte Synthese eingingen.

Bis zu seinem Lebensende blieb er der Kirchenmusik – er zählt sie zum Höchsten in der Kunst – verbunden. Werke dieser Art komponierte er oft ohne einen Auftrag, aus einem inneren Antrieb heraus, wie er in einem Brief an die Eltern vom Juli 1825 schreibt: "Auch wundert man sich sehr über meine Frömmigkeit, die ich in einer Hymne an die hl. Jungfrau ausgedrückt habe (Ave Maria), und die, wie es scheint alle Gemüter ergreift und zur Andacht stimmt.

Ich glaube, das kommt daher, weil ich mich zur Andacht nie forciere, und, ausser wenn ich von ihr unwillkürlich übermannt werde, nie dergleichen Hymnen oder Gebete componiere, dann ist sie auch gewöhnlich die rechte und wahre Andacht."

Die Messe Nr. 6 Es-Dur ist seine längste und grösste Messe; begonnen hat er sie im Juni 1828, kurz vor seinem Tode.

Es gelang Schubert, eine Synthese zwischen Lyrik und Kirchenmusik, aber auch zwischen verschiedenen Stilelementen zu finden. Er schreibt eine gleichsam "absolute Musik", die stark von sinfonischen Elementen geprägt ist und die somit zwischen liturgischer Gebrauchsmusik und hochrangiger Kunstmusik anzusiedeln ist.

Unsere Solisten

Arabelle Rozinek, Sopran
Barbara Magdalena Erni, Alt
Simon Witzig, Tenor
Pascal Marti, Tenor
Martin Lorenz Weidmann, Bass

Daniel Kobyliansky, Violine

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